Franz Schubert : Schwanengesang

Am 17.02.2024

Der letzte Gesangzyklus des Komponisten

Mit: Konrad Huber ,Bariton
Birgit Streicher, Klavier


Vierzehn letzte Lieder: Der „Schwanengesang“ ist das Abschiedswerk des Liedkomponisten Franz Schubert. Unter dem Eindruck seines frühen Todes wurde die Sammlung als visionäres Testament empfunden.



Der Titel „Schwanengesang“, unter dem der Wiener Verleger Tobias Haslinger die vierzehn letzten Lieder Franz Schuberts postum veröffentlichte, spielt auf den antiken Mythos an, wonach der Schwan als weissagender Vogel im Sterben seine Stimme zum Todesgesang erhebt. So berührend dieses Bild ist: dass Schubert die Lieder im Bewusstsein des nahen Todes komponiert habe, war eine Legende, geeignet, kaufwillige Neugier und Ehrfurcht beim Publikum hervorzurufen.
.Von verlegerischem Kalkül geleitet war zudem die ungewöhnliche Zusammenfügung von Liedern, deren Texte in Stil und literarischem Rang nicht unterschiedlicher sein konnten: von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Johann Gabriel Seidl. Eine zyklische Idee wie in Schuberts Werken „Die schöne Müllerin“ oder „Winterreise“ ließ sich aus derart heterogenen Vorlagen kaum entwickeln. Und dennoch hat die Rezeptionsgeschichte eine Art Zyklus aus dem „Schwanengesang“ gemacht. Zu Recht gilt er heute als ein Kompendium, in dem der Kosmos Schubertscher Liedkunst noch einmal nach allen Seiten hin durchschritten und zugleich ein Aufbruch in noch unentdecktes Land unternommen wird.
Rückblick und Grenzüberschreitung
Eben dies macht die Doppelgesichtigkeit des „Schwanengesangs“ aus: eher resümierend-retrospektiv sind die Rellstab-Lieder zuzüglich der Seidlschen „Taubenpost“; innovativ-grenzüberschreitend die Lieder nach Heine. Die Gedichte Ludwig Rellstabs thematisieren Liebesverlust und Liebessehnen des lyrischen Ich auf romantisch-schwärmerische Art. Teils freundlich, teils melancholisch gestimmt, muten sie wie Nachlesen zu Schuberts Zyklen nach Gedichten von Wilhelm Müller an.
Der Ton abgrundtiefer Verzweiflung bleibt den Rellstab-Vertonungen indessen fremd. Er bricht sich erst im zweiten Teil des „Schwanengesangs“, in den sechs Heine-Liedern, Bahn. Die Verse des gleichaltrigen Dichters (aus dessen „Buch der Lieder") waren 1827 erschienen, gerade noch rechtzeitig, um eine späte Zäsur in Schuberts Schaffen auslösen zu können.
Noch einmal hatte der Komponist einen Poeten gefunden, der ihn herausforderte, ihm mehr bot als einprägsame, mühelos in Musik umsetzbare sprachliche Bilder. Heine war der Dichter, der das für Schubert und seine Generation beherrschende Gefühl weltschmerzlicher Zerrissenheit am schärfsten erfasste.
Eine Welt voller Schmerz und Schönheit
Entsprechend drastisch, illusionslos und schockierend in ihrer klanglichen Realistik gerieten die Vertonungen. Ein Lied wie das vom „unglücksel’gen Atlas“, dem „die ganze Welt der Schmerzen“ aufgebürdet ist, steht mottohaft für dieses Welt- und Zeitempfinden. Um ihm musikalisch adäquaten Ausdruck zu geben, erschloss Schubert ganz neue Dimensionen vokaler Gestaltung. Namentlich das Lied vom „Doppelgänger“ – Musterbeispiel für seinen innovativen „Spätstil“ – erlaubt es keinem Interpreten, mit schönem Gesang den Text gleichsam zu „schlucken“. Gefordert ist gestische Eindringlichkeit; ans Dramatische grenzend, soll der Gesang den Text als Prosa skandieren, dabei Extreme menschlicher Lautgebung – vom Flüstern bis zum Schrei – nicht scheuen.
Man mag darüber uneins sein, welche der beiden im „Schwanengesang“ aneinander gefügten Liedergruppen mehr, welche weniger typisch für Schubert sind. Zu Teilen scheinen die Heine-Lieder aufzukündigen, was für die Rellstab-Lieder wie auch für die Seidl-Vertonung als ästhetische Norm noch verbindlich bleibt: der harmonische Ausgleich gegensätzlicher seelischer Kräfte. So haben wir es mit der Konfrontation zweier Schubert-„Welten“ zu tun. Sie macht den „Schwanengesang“ zu einem zwar uneinheitlichen, dafür umso spannungsreicheren Werk.



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